Auf biblischen Spuren
Reise nach Israel: Eine 50-köpfige Gruppe aus Erlenbach und Triefenstein besuchte das Heilige Land. Bürgermeister Norbert Endres und seine Frau hatten die Pilgerreise akribisch vorbereitet.
Als die El-Al-Boeing nach einem Sinkflug über dem Mittelmeer auf dem Internationalen Flughafen Ben Gurion gelandet ist, beginnt für eine Besuchergruppe aus der Region Triefenstein/Erlenbach eine zehntägige Reise auf biblischen Spuren durch das Heilige Land. Einer der 50 Teilnehmer war unser Autor, der von seinen Eindrücken berichtet.
In den folgenden Tagen sind wir zwischen Jerusalem und dem See Genezareth unterwegs, dort wo Jesus gelebt hat. Begleitet werden wir von Shelly Cimbalist, die als eine der besten Reiseleiterinnen Israels bekannt ist und über ein fast unermessliches Wissen verfügt. Als lebendes Geschichtsbuch bleibt sie kaum eine Antwort schuldig.
Den israelischen Einstieg vermittelt uns der in Deutschland geborene Arye Sharuz Shalicar, der den Nahost-Konflikt aus der Sicht eines israelischen Sicherheitsbeamten analysiert und der im Iran, der sich mittlerweile in mehreren Ländern der Region festgesetzt habe, den eigentlichen Störenfried im Nahen Osten sieht. Jerusalem, Bethlehem, Jericho, Nazareth, Tiberias und Capernaum sind einige Orte, die sowohl in Jesu Leben eine Rolle spielen als auch im Tagebuch der Triefensteiner und Erlenbacher Pilger vorkommen.
Die Auslöser vieler Kameras klicken, als wir am Ölberg einen historischen Ausblick vor uns haben. Der herrliche Panoramablick auf die Altstadt von Jerusalem mit der vergoldeten Kuppel des Felsendoms ist ein zentraler Blickfang von bleibender Erinnerung. Wir erreichen die Via Dolorosa in Jerusalem, in der Jesus einst das Kreuz zum Berg Golgatha getragen haben soll. Auf der „Straße der Schmerzen“ ist auch eine Pilgergruppe aus den Philippinen mit einem großen Kreuz unterwegs. Sie treffen wir später in der überfüllten Grabeskirche wieder, wo Felsenreste vom Berg Golgatha an den Kreuzigungsort erinnern. Im Österreichischen Hospiz, einer Pilgerherberge, die dem Erzbistum Wien untersteht, zelebriert Pfarrer Matthias Wolpert, der an vielen der von uns besuchten heiligen Orten Texte aus der Bibel und dem Testament liest, einen Gottesdienst.
Die Klagemauer wird von Christen, Juden und Muslimen gleichermaßen als heilige Stätte verehrt. Wir besuchen sie zum Schabbatbeginn und erleben eine beinahe volksfestähnliche Stimmung. Junge Menschen bilden Tanzkreise, dabei sind auch Soldaten und Soldatinnen der israelischen Armee, die ihre Waffe am Körper tragen. An der Klagemauer treffen sich Menschen aus aller Herren Länder.
Mauern und Zäune trennen Israel und das autonome Palästina-Gebiet Westjordanland. Unsere Gruppe passiert in Bethlehem einen besonders hohen Teil der unseligen Grenzmauer, als wir im Caritas-Baby-Hospital gern gesehene Gäste sind. „Wir helfen allen, die uns brauchen“, hören wir von einem Kliniksprecher. In Palästina leben 46 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, viele müssen mit eineinhalb Dollar pro Tag auskommen. Mit einem Herz für Kinder lässt auch unsere Reisegruppe den einen oder anderen Spenden-Euro zurück.
Ein Muss für jede Israel-Reise ist der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo abertausende Exponate an die Vernichtung von sechs Millionen Juden durch die Machthaber des Dritten Reiches erinnern. Nach Jerusalem ist Tiberias im Norden Israels für weitere vier Tage unser Standort. Wir blicken auf ein grünes Land, in dem nicht nur die Zitronenbäume blühen, sondern so gut wie alles wächst, das zu Südfrüchten und landwirtschaftlichen Produkten zählt. Bei einem Kibbuz starten wir eine Bootsfahrt auf dem See Genezareth. An der einst auch von Jesus besuchten Jordan-Taufstelle erneuern wir unser Taufversprechen.
Gut zwei Dutzend unserer Triefensteiner und Erlenbacher Gruppe hatten vor Reiseantritt die Empfehlung, die Badehose nicht zu vergessen, ernst genommen und am Toten Meer ernsthafte Schwimmversuche unternommen. Nötig waren diese im heiligen Gewässer jedoch nicht, der hohe Salzgehalt hielt jedermann an der Wasseroberfläche.
Bei schöner Sicht reicht der Blick auf den Golanhöhen bis zur syrischen Hauptstadt Damaskus, hatte unsere Reiseleiterin versprochen. Da es aber diesig war, erkannten wir außerhalb der weißen UNO-Hallen hinter einer Pufferzone gerade mal kleine syrische Siedlungen – verrottetes Kriegsgerät inklusive. Entschädigt wurden wir mit einer kleinen Verkostung von Holzfass-Weinen vom Golan sowie mit einem koscheren Essen in einem Drusen-Dorf mit Blick auf schneebedeckte Golan-Gipfel. Am See Genezareth hatten wir uns den leckeren Petersfisch schmecken lassen.
Bleibt das Wiedersehen mit zwei alten Bekannten nachzutragen. Es waren der 92-jährige Reiseleiter und zweimalige Triefenstein-Besucher Dan Goren, der sein langes jüdisches Leben Revue passieren ließ, und der irische Pater Eamon Kelly, den Bürgermeister Norbert Endres von einem früheren Besuch kannte und der zu den prominentesten Geistlichen der Katholischen Kirche in Israel gehört. Als gute und hilfsbereite Geister rund um die Uhr erwiesen sich Norbert und Gudrun Endres, die die Reise auf biblischen spuren akribisch vorbereitet hatten.
Quelle: https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Bibel-Israel-Reisen-Heilige-Bethlehem;art776,9906391#paywallanchor
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